In meiner langen Blogpause ist ja eine Ärgerlichkeit der deutschen Sprache aufgekommen. Also eigentlich keine Ärgerlichkeit der Sprache, die ist ja gleich geblieben. Nur will eine laute Minderheit das ändern.
Im Zuge eines missverstandenen Feminismusses haben einige beschlossen, dass die Mehrzahl diverser Worte nur Männer umfasst, und daher Frauen explizit genannt werden müssen (Abseits der Debatte noch ein paar mehr Geschlechter einzuführen, die sich nicht davon eingeschlossen meinen). Feminismus ist ja an sich etwas Gutes, um die Gleichstellung von Frauen und Männern herzustellen, so wie es in den 60ern mit der ersten Feminismuswelle war, und in den 90ern (Girlpower!) die zweite Welle war. Große Änderungen sind scheinbar nicht mehr zu erwarten, und Frauen zu erstarken scheint zu mühsam zu sein, dann ändern wir halt mal eben die Sprache wenn uns sonst nichts einfällt.
Also heißt es „die Blogleser und die Blogleserinnen“, oder in Ignoranz der Rechtschreibung lustige Konstrukte wie BlogleserInnen (Großbuchstaben mitten in einem Wort gibt es nur bei Markennamen), oder Blogleser*innen (Stern mitten im Wort gibt es grundsätzlich nicht). Die Mehrzahl bildet sich nunmal durch das männliche Grundwort („maskulines Generikum“) und dem weiblichen Artikel davor. Nachdem sich über viele Jahrzehnte alle angesprochen fühlten wenn die korrekte Mehrzahl verwendet wurde , ist das mittlerweile nicht mehr okay.
Was dadurch nicht okay ist: Jetzt wird das Generikum für beide Geschlechter verwendet, und dann nochmal Frauen explizit angesprochen. Nicht nur dass es sinnlos ist diese Dopplung zu haben, sehen sich dann einige Männer benachteiligt (was ja okay ist, Männer dürfen benachteiligt werden. Beispielweise hat ein ehemaliger Klassenkollege mal bei der Gleichbehandlungshotline angerufen weil geworben wurde dass Frauen gratis ins Casino durften und Männer zahlen mussten, Antwort: „Wir sind nur für Benachteiligung von Frauen da“). Manche sind halt gleicher als Andere.
Um also auch Männer zu doppeln fehlt eine männliche Erweiterung der Mehrzahl. Wie wäre es mit ‑eren? Also Blogleserinnen und Bloglesereren. Dann müssten sich alle angesprochen fühlen – außer jenen die sich nicht mit Geschlechtern identifizieren, aber deren Sprachkonstrukte würden zu weit für diesen Eintrag führen…
Sprache ändert sich immer, aber indem die Allgemeinheit in ihrer Wortwahl natürliche Änderungen hervorrief – diesmal soll es aber künstlich herbeigeführt werden. Und der Großteil der Bevölkerung möchte es auch nicht. (habe in Erinnerung dass knappe 90% der Männer und ungefähr 70% der Frauen dagegen sind, finde auf die Schnelle aber nur eine Umfrage über das Gendern in der Verwaltung, bei der weit weniger dagegen sind, aber immer noch deutlich mehr als die Hälfte der Befragten (oder heißt es BefragtInnen?): https://www.derstandard.at/story/3000000199640/gallup-umfrage-61-prozent-gegen-gendergerechte-sprache-in-verwaltung)