Apple hat mit OS X 10.6 die Anzeige von Festplattenplatz und Dateien von Vielfachen von 1024 auf 1000 umgestellt, und jetzt sind die Aufschreie groß. Aber sind sie auch berechtigt?
Eines vorweg: Die Angabe von MB für Megabyte war immer schon falsch, da „Mega“ für 1.000.000 steht, und nicht für 1.048.576 wie es immer verwendet wurde. Als die SI-Standards für Computergrößen dann um die Jahrtausendwende definiert wurden, gab es dann auch richtige Kenngrößen, die jedoch nie wirklich verwendet wurden. Einzig der Linuxkernel liefert Dateigrößen als MiB und GiB.
Unzählige Anwender haben sich dann zurecht beschwert, dass ihre Festplatte z.B. bei versprochenen 500MB im Betriebssystem als 465GB angezeigt werden, weil Festplattenhersteller die korrekte Maßeinheit verwenden und Betriebssyteme zwar in 2er Potenzen rechnen, aber die Größen in 10er Potenzen angeben (was zugegebenermaßen nur ein kosmetischer Fehler ist, der aber sogar schon zu Klagen geführt hat).
Witzigerweise werden unterschiedliche Medien unterschiedlich gehandhabt:
– Festplatten, DVDs, USB Sticks verwenden 10er Potenzen, 1MB entspricht also 1.000.000B.
– Arbeitsspeicher und CDs verwenden die 2er Potenzen, 1MB entspricht also 1.048.567B.
– Alte Disketten waren nur seltsam, 1MB entsprach 1.024.000B, also von KB auf B wurde in einer 10er Potenz umgerechnet, von MB auf KB in einer 2er.
– Bei Internetgeschwindigkeiten ist dann auch noch von Mb – also Megabit, nicht Megabytes die Rede, um die Verwirrung zu komplettieren.
Ein bekannter Spruch lautet: „there are 10 types of people in this world, those who understand binary and those who don’t“. Die Einteilung ist ungefähr in Programmierer und Anwender vorzunehmen. Programmierer müssen Binäreinheiten verstehen, Anwender brauchen und möchten es nicht. Also wäre es doch naheliegend, auf Anwenderseite alles im Dezimalformat anzugeben, wie es die Leute seit hunderten Jahren verwenden und verstehen. Binärzahlen sind für Computeranwender ungefähr so wichtig wie Logikgatter. Und genau das ist das Entscheidende: Programmierer schreien auf, weil sie das 2er System beibehalten wollen, da der Computer nunmal so arbeitet. Aber es geht um den Anwender, nicht den Computer: Der Computer bräuchte keinen Bildschirm, nur der Anwender ist da etwas eigen, und für eben diesen gibt es Monitore.
Daher macht Apple meiner Meinung nach einen Schritt in die richtige Richtung. Nur kommen dadurch einige Probleme auf: Alle Programme (vor allem Internetprogramme) außer die Apple-eigenen verwenden natürlich nach wie vor die andere Berechnung der Dateigrößen. Und beim Austausch mit Non-Apple Computern oder Macs mit älteren Betriebssytem tauchen beim Anwender erst wieder einige Fragezeichen auf, was aber, falls sich das durchsetzt, kein Problem mehr darstellt.
Quellen:
http://support.apple.com/kb/TS2419
http://de.wikipedia.org/wiki/Binärpräfix